Rom, so fern wie der Mond
Rom, so fern wie der Mond
Information
- Sammlung
- Heiner Müller
- Mit
- Heiner Müller
- Dauer
- 00:45:11
- Datum
- 1 Apr. 1991
- Sendung
- News & Stories
Beschreibung
Spielfilmsequenzen, Bild und Text-Collagen sowie Gespräche zwischen Alexander Kluge, dem Dramatiker Heiner Müller und dem Altphilologen Wilfried Stroh vermitteln in diesem "News & Stories"-Magazin einen vielseitigen Einblick in die ferne Welt des antiken Rom.
Das Gespräch mit Müller kreist um Tacitus‘ Darstellung der römischen Kaiserzeit um das Jahr 112 n. Chr. Zu Anfang liest Müller Ausschnitte aus den Annalen des Geschichtsschreibers vor, in denen der tragische Tod des Tiberius (37 n. Chr.) beschrieben wird. Kluge und Müller diskutieren die ästhetischen Qualitäten seiner Texte. Für Müller war es mehr ästhetisches Vergnügen als historisches Interesse, sich mit Tacitus zu beschäftigen. Er beschreibt Tacitus‘ Sprachstil als "Übergang von Chronik zu Literatur", der sich in seinem "elliptischen", bisweilen lakonischen Erzählduktus manifestiert.
Bild-Film-Collagen, unterlegt mit ausgewählten Zitaten des Tacitus über verheerende, grausame Kriegsschlachten im Zuge der Expansion des römischen Reiches, sowie über den Einsturz des Amphitheaters, werfen ein Licht auf die Härte und Grausamkeit der römischen res publica. Der Einblick in eine römische Senatssitzung vermittelt einen Eindruck von der grausamen Sachlichkeit in der politischen Debatte um den Krieg: Vor dem Hintergrund einer anhaltenden Bedrohung des römischen Imperiums durch Karthago (Zweiter Punischer Krieg), insbesondere in Person des Feldherren Hannibal, dreht sich die Diskussion im Senat um die Frage, wie Hannibals Angriffsplänen (marschiert er im Winter mit seinem ganzen Heer über die Alpen?) begegnet werden kann. Den Bildern der kriegsentscheidenden Schlacht von Zama (202 v. Chr.), in der Hannibals Heer mit den punischen Elefanten besiegt wird, folgen Spielfilmsequenzen der anschließenden Triumphsitzung des Senats: "Karthago ist zerstört!"
Wie klingen lateinische Konsonanten und Vokale im 2. Jh. n. Chr? Zum Ende der Sendung spricht Kluge mit Wilfried Stroh, Professor für Altphilologie, über Zeugnisse der antiken Grammatik. Der römische Grammatiker Terentianus Maurus schrieb im 2. Jh. n. Chr. ein Lehrgedicht über die Orthoepie des Lateinischen: von der Aussprache einzelner Laute, der Artikulation einzelner Vokale bis hin zu Silben und Metren. Stroh rezitiert Passagen aus dem Lehrgedicht auf Latein und vermittelt so einen Eindruck vom Klang des Lateinischen im 2. Jahrhundert nach Chr.