Hans Magnus Enzensberger
Hans Magnus Enzensberger
Hans Magnus Enzensberger (1929-2022) war ein führender zeitgenössischer deutscher Intellektueller, der seine Spuren in Europa und darüber hinaus hinterlassen hat. Enzensberger war nicht nur ein berühmter Dichter, Romancier und Essayist, sondern auch Theoretiker, Dramatiker und Medienkünstler. Als Schreiber für führende deutsche Zeitschriften und Zeitungen war Enzensberger über vielen Jahren eine bedeutsame kritische Stimme in Momenten politischer und kultureller Krisen. 21 Fernsehinterviews, die Kluge mit Enzensberger seit den frühen 1990er Jahren geführt hat, sind hier versammelt.
Am 11. November 2019 wurde Hans Magnus Enzensberger 90 Jahre alt. Damit tritt er in den vierten Lebensabschnitt, das „Uralter“ ein (so Carl Schmitt). 1945 war er 15, 1968 29 Jahre alt. Den öffentlichen Intellektuellen haben die Pariser erfunden, im dezentralen Deutschland ist er seltener anzutreffen. Heinrich Bölls Haus wurde im Zuge der RAF-Ermittlungen 1972 durchsucht. De Gaulles Satz mit Bezug auf Sartre: „Einen Voltaire verhaftet man nicht“ ist einem deutschen Politiker nicht zuzutrauen. Unter diesen Umständen ist die radikale und poetische Leichtigkeit, die sich Enzensberger bis heute beharrlich bewahrt hat, erstaunlich. Übrigens ist sein Werk weit umfangreicher (und von einem bias ins Komische charakterisiert) als das, worüber der Name „Hans M. Enzensberger“ steht. Ob Andreas Thalmayr, Linda Quilt, Elisabeth Ambras, Giorgio Pellizzi, Benedikt Pfaff, Trevisa Buddensiek sowie Serenus M. Brezengang alle Pseudonyme sind, unter denen er geschrieben hat, ist nicht ganz gewiss.
— R.S.