Magazin: Feuer und Wasser
Transkript: Magazin: Feuer und Wasser
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- Magazin: “FEUER UND WASSER” / Aus der Arbeit der Feuerwehren /
1. Erschütternde Bilder von Großbränden / Brennenden Hochhäuser / Brandstiftung in Wäldern / Der Brand von Lissabon /
2. Die Feuerlöscher von Kiew /
3. Die Technik des Löschens / Was nutzt Wasser bei Brandangriffen auf Altstädte ? /
4.Vom Buderusöfchen Nr. 355 zum “Weltenbrand” (1914 - 1918) / Prometheus - - /
5. “Herzensbrand” /
6. Der “brennbare Feuerwehrmann” in Halle - -
- Abschnitt 1
- Bilder von Öfen, Feuern und erschütternden Großbränden (00:00:52-1)
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- Anzünden des Buderusöfchens 355 in kalten Winter 1946 - -
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- Kaiser Nero besingt den Brand Roms - -
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- Alarm bei der berittenen Feuerwehr / Brand im Kernkraftwerk
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- Tschernobyl nach dem Brand - -
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- Am 1. Februar 1974 brach im elften Stock des 25-Stockwerke-Joelma-Hochhauses in São Paolo in Brasilien Feuer aus und hielt Hunderte von Büroangestellten in den oberen Etagen gefangen / Im Plan des Gebäudes waren so gut wie keine Notausgänge vorgesehen / Feuergefährliche Kunststoffe und Farben waren für die Fußböden und Fenster verwendet worden; schließlich kam noch hinzu, daß São Polo bei einer Einwohnerzahl von 6 Millionen nur 13 Feuerwachen hatte - -
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- Die Leitern waren viel zu kurz, und als die Flammen durch die oberen Stockwerke rasten, stürzten sich verzweifelte Menschen aus den Fenstern / Zwei Stunden lang kamen Hubschrauber nicht an das Gebäude heran - -
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- Das brennende Troja - -
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- Von Brandstiftern wird der Gebirgswald am Mittelmeer an 15 verschiedenen Stellen angezündet - -
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- Windgeschwindigkeiten von 200 km/h heizen das Feuer an - -
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- Erdbeben von Lissabon mit Feuerbrunst / Allerheiligen 1755 / 60.000 Tote / Voltaire bezeichnet die Natur als “unmenschlich” - -
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- 9 Uhr früh - -
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- Am gleichen Platz 233 Jahre später: Die zweite Zerstörung der Altstadt von Lissabon
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- Die Schreckensnacht von Darmstadt - -
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- Zwei feindliche Bomberströme treffen sich im Zentrum der Stadt / Zuerst werfen sie Sprengbomben, “um die Baumasse aufzurauhen” / Danach werfen sie Brandbomben auf die zerstörten Dächer - -
- Abschnitt 2
- Heiner Müller über die Dramatik von Feuer und Wasser (00:08:54-4)
- Kluge
- Wenn du beschreiben müsstest: “Dramatik des Feuers” - Was ist daran dramatisch? Ist es dramatisch?
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- Heiner Müller, Dramatiker
- Müller
- Also auf Anhieb würde ich sagen, es ist nicht dramatisch.
- Kluge
- Und das Wasser?
- Müller
- Das Wasser ist wahrscheinlich dramatischer, weil es langsamer ist.
- Kluge
- Langsamer, unaufhaltsamer…
- Müller
- …und unaufhaltsamer, ja, ja. Und Feuer ist eher episch seltsamerweise, für mich.
- Kluge
- Es muss sich ja übrigens auch nähren…
- Müller
- Ja, ja.
- Kluge
- Also Feuer würde der Blitzkriegsarmee oder Wallensteins Armeen entsprechen, die sich aus dem Lande nähren müssen und wenn ihnen das Benzin ausgeht oder aber die Ernährung oder das Motiv oder der Patriotismus, dann fallen sie in sich zusammen. Das Wasser dagegen braucht im Grunde kein Zusatzstoff, um sich auszudrücken.
- Müller
- Der Weltuntergang als Feuer ist ja eigentlich nur in der germanischen Mythologie da, soweit ich es weiß, das ist sicher unvollständig. Und sonst ist es Wasser.
- Abschnitt 3
- Alexej S. Antonow - “Der Feuerlöscher von Kiew” (00:10:17-5)
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- Die Feuerlöscher von Kiew - -
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- Es geschah in Kiew im Sommer 1941 - -
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- Die Genossen der motorisierten Feuerwehrbrigade
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- Die deutschen Experten von der Heeresgruppe Süd - -
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- Als die deutschen Truppen im Sommer 1941 die Stadt Kiew weiträumig umzingelt hatten, entwichen die motorisierten Feuerwehrbrigaden über den Fluß nach Osten / Als die Brigaden aber einen letzten Blick auf die brennende Stadt warfen, packte sie die Vaterlandsliebe / Sie wendeten die Fahrzeuge und fuhren durch die Linien der Deutschen zurück in die Querstraßen der Vaterstadt, um zu löschen - -
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- Auszüge aus einem Interview mit dem Kommandeur der mot. Feuerwehrbrigade, Alexej S. Antonow - -
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- Das Gespräch wurde geführt von I. Jagorski, von der Agitprop - Abteilung der Roten Armee, einem verkappten Trotzkisten - -
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- J.: Entspricht es nicht doch einer hohen sozialistischen Moral, durch den Feind hindurch zu den Brandherden zu eilen, diese mit Präzision und vollständig zu löschen?
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- A.: Ich möchte sagen, daß sozialistische Moral eine besonders hohe Tugend darstellt, für die unter den gegebenen Umständen kein Raum da war.
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- J.: Liebe zum Vaterland, zur anvertrauten Stadt gehört anerkanntermaßen zum Bestand sozialistischer Moral. Hat Sie dies nicht auch bewegt?
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- A.: Ich bezweifle, daß dazu Gelegenheit war. Sozialistische Moral, als der höchste der Werte, sitzt gewissermaßen auf dem Podium. Dazu braucht man einen Saal, Zeit zur Einberufung der Versammlung, Eröffnung, Referat usf. Dies alles konnte nicht stattfinden - -
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- J.: Erhielten Sie für Ihren Einsatz später Belohnung?
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- A.: Nein.
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- J.: Wurde nicht bekannt, was Sie geleistet hatten?
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- A.: Es war eine isolierte Lebensäußerung, keine Leistung - -
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- J.: Hatten Sie nicht die Befürchtung, von den vorstoßenden deutschen Truppen gefangengenommen, beschossen zu werden, ihnen in den Rachen zu fahren?
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- A.: Wir sahen nicht hin.
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- J.: Aber Sie sahen, daß es deutsche Truppen waren, die vorgingen?
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- Wir fuhren ja durch sie durch.
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- J.: Wie reagierten die Deutschen?
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- A.: Erstaunt. Etwas begriffslos - -
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- J.: Schossen sie?
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- A.: Nein. Es war ja klar, daß wir zu den Brücken wollten.
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- J.: Sie meinen, daß die Deutsche Ihre Fahrt innerlich billigten, immerhin 216 Fahrzeuge, mit roten Sternen gekennzeichnet, die in die Stadt hinein wollten?
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- A.: Sie stutzten, riefen uns an, und wir waren schon als einzelnes Fahrzeug vorbei.
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- J.: Aber als Kolonne?
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- A.: Löste wohl Verwunderung aus - -
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- J.: Sie sagten aber, Sie hatten gar nicht hingesehen?
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- A.: Wir sahen den Brand, den wir aus 5 km Entfernung als Ganzes noch im Auge hatten.
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- J.: Ihre Augen hatten deshalb keine Zeit, jetzt Beobachtungen anzustellen?
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- A.: Nein. Einerseits Trümmerstellen, Trichter, die Kolonnengeschwindigkeit halten, andererseits das Objekt im Auge, das ja jetzt nicht mehr zu sehen war vor lauter Details.
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- J.: Sie können also gar nicht sagen, was die Deutschen dachten, wie sie reagierten?
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- A.: Doch. Wir beobachteten ihre Haltung, um sofort zu reagieren - -
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- Genosse Antonow
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- A.: Der Kopf, als Sitz übrigens der Moral, fährt hinter den Ereignissen her.
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- J.: Hätte man in diesem Sinne nicht die deutschen Truppen aus Kiew zurückschlagen können?
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- A.: Unbedingt. Wir waren vor Kiew glatt die Überlegenen - -
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- Das Ende
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- Kiew Kiew
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- J.: Und wieso waren Sie nicht mehr zu erreichen?
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- A.: Wir verloren unsere Funktion.
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- J.: Wurden strafweise abgesetzt?
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- A.: Nein. Wir befanden uns jetzt in der Steppe. Es gab nichts zu löschen.
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- J.: Die Benzingutscheine wurden Ihnen abgenommen?
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- A.: Wir fuhren 300 km. Es gelang aufzutanken. Es gab hier im flachen Land keine Aufgabe für eine kombinierte Löschkolonne.
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- J.: Was taten Sie?
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- A.: Wir wollten nach Kriwoirog.
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- J.: Ihre Absicht dort?
Den Wert der Kolonne erhalten. In einem Dorf hat eine kombinierte Kolonne von 216 Lösch- und Hilfsfahrzeugen keinen Zweck. Ein Dort kann gar nicht so brennen, wie wir zu löschen vermögen - -
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- J.: Also lösten Sie sich auf?
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- A.: Das hätte den Wert des Löschkombinats zerstört. Den gerade suchten wir zu erhalten.
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- J.: Und wieso kamen Sie nicht bis Kriwoirog? Hatten Sie kein Benzin mehr?
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- A.: Doch. Davon erhielten wir soviel wir wollten. Die Depots waren froh, das Benzin loszuwerden.
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- J.: Dann konnten Sie doch fahren.
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- A.: Uns überfielen in der Steppe Zweifel.
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- J.: Woran?
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- A.: An dem inneren Wert einer kollektiven Löschkolonne. Wir lösten uns auf.
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- J.: Das war schade.
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- Fanden wir auch. Wir vermochten unsere Zweifel in dem flachen weiten Land nicht zu bezwingen - -
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- Antonow von der Feuerwehr - -
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- Feuerlöscher G.
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- J.: Sie meinen, daß die Deutschen Ihre Fahrt innerlich billigten, immerhin 216 Fahrzeuge, mit roten Sternen gekennzeichnet, die in die Stadt hineinwollten?
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- A.: Sie stutzten, riefen uns an, und wir waren schon als einzelnes Fahrzeug vorbei.
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- J.: Aber als Kolonne?
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- A.: Löste wohl Verwunderung aus - -
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- Die Feuerwehrbrigade Kiew, eine motorisierte Eliteeinheit, wurde 1941 nach Umzingelung der Stadt durch die Deutschen, aus der Stadt herausgebracht /
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- Als die Feuerwehrmänner ihre Vaterstadt am anderen Ufer des Flußes brennen sahen, verloren sie den Kopf und fuhren durch die Feinde hindurch zu den Brandstellen, um zu löschen /
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- Der Kommandeur Alexej S. Antonow, berichtet dem Reporter I. Jagorski - -
- Abschnitt 4
- Brandamtsrat Boer über den Großbrand in Halberstadt im Jahr 1945 (00:24:32-8)
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- Die Technik des Löschens / Brandamtsrat Boer berichtet: / “Was nutzt Wasser im Fall von Brandangriffen auf Altstädte?”
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- Blitzeinschlag im Hochhaus, 1972
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- Der Einsatz von Feuerwehren bei Luftangriff - -
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- “Der erste Angriff wird geflogen, um die Feuerwehren und Löschmöglichkeiten zu erschöpfen - -” Luftmarschall Harris
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- Bericht über den Großbrand nach dem Bombenangriff auf Halberstadt am 8. April 1945
- Boer
- Dieser Feuersturm war einfach durch die Feuerwehr nicht zu beherrschen, das ist also völlig unmöglich denke ich.
- Kluge
- Was ist ein Feuersturm?
- Boer
- Das ist also, denke ich mir, eine riesige Feuerfront, die sich unaufhaltsam weiter frisst und gerade in dem Bereich, wo sie also Nahrung findet, das ist in den Wohnbereichen […]
- Kluge
- Und den Kamineffekt, den Kamineffekt erzeugt.
- Boer
- Richtig, den Kamineffekt, immer wieder, immer wieder die […]
- Kluge
- Sauerstoff von außen ansaugt, ja.
- Boer
- Ja also das wichtigste ist ja bei solchen Dingen auch, dass die brennbaren Stoffe auch thermisch aufbereitet werden, das heißt also, die Zündung erfolgen kann. Sie können also mit einem Streichholz mit Sicherheit kein Brikett in Gang setzen, oder einen Holzbalken, dazu ist also eine gewisse Energie erforderlich und durch diese hohe Wärmeenergie, die hier freigesetzt wurde, ist also diese thermische Aufbereitung des nächsten brennbaren Stoffes so erfolgt, dass also eine ununterbrochene Zündung möglich war. Also es gab jetzt keinen Abbruch.
- Kluge
- Als wenn Sie ein Öfchen anzünden, ja? Ein Buderusöfchen sag ich mal, ja. Dann würden Sie an sich erstmal die Wärme erzeugen, ja …
- Boer
- Richtig.
- Kluge
- Das ist der Sinn, dass man erstmal Papier vorzündet …
- Boer
- … oder Kohle anzündet, dass also erst mal […]
- Kluge
- … sodass also eine bestimmte Temperatur erzeugt ist und dann kann ich mit dem Streichholz das Brikett zum Schluss […]
- Boer
- Ja, dann würde sich … Naja, wenn Sie das so, soweit kriegen mit Papier, dass Sie also direkt ein Brikett zünden können, dann …
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- Brandamtsrat Boer
- Boer
- … ist das also möglich. Das wichtigste ist, dass immer der nachfolgende Stoff die entsprechende Temperatur schon hat, weil ja nicht der Gegenstand an sich brennt, der feste Stoff, sondern die brennbaren Gase die erzeugt werden, durch diesen thermischen Prozess die Gase ja brennen, es brennt ja nicht das Holz, sondern letztlich die freigesetzten Öle, Liquium und alles was dort also vorhanden ist. Und das ist bei der Kohle genauso, es brennt also Kohlenstoff in Form des Gases und nicht die Kohle selber und so ist es auch bei anderen Dingen.
- Kluge
- Und das ist jetzt bei einer … die Stadt verwandelt sich in ein Material, ein vorgeheiztes Material, nicht? Mit einem Kamin nach … wo nach oben hin also Luftzug ist, ja […]
- Boer
- Richtig, der Sauerstoff wird ja, der wird ja von überall frei herangezogen […]
- Kluge
- Und das ist eigentlich wie ein Scheiterhaufen …
- Boer
- Wie ein Scheiterhaufen. Und das ist fast unaufhaltsam solche Geschichten. Man müsste also so viel Wasser einsetzen, um diesen neuen Effekt, die thermische Aufbereitung dieses brennbaren Stoffes zu unterbinden, diesen Stoff also abzukühlen.
- Boer
- Also in der Stadt waren ja auch die gesamten Löschwasserverhältnisse zerstört, das heißt die Wasserleitungen zerstört und aus dem Bereich […]
- Kluge
- Es war noch ein bisschen Wasser im Hallenbad, das Becken hatten sie dann aber sehr schnell leer.
- Boer
- Ja das war das Einzige was so […]
- Kluge
- Und an dem, vom Bereich der Holtemme wurde angesaugt und es gab ja in der Stadt eine ganze Reihe von Brunnen, die auch mit genutzt wurden, aber all das reicht halt nicht aus eine stabile Wasserversorgung zu gewährleisten. Dazu kam also, dass die einstürzenden Häuser auf die verlegten Schlauchleitungen fielen und die dadurch, durch die brennenden Balken zerstört wurden. Dieser Eingriff, der vom Westen aufgefahren wurde über die Schmiedestraße, hatte also im Wesentlichen zum Ziel eine Gasse freizuhalten für die Evakuierung der Bevölkerung, gerade aus dem Bereich der, der Altstadt. Und ich denke mir, dass es sehr gut gelungen, zumindest schildert das die Literatur so und auch die […]
- Kluge
- Die Menschen strömten aus, vom Breitenweg, vom Hohenweg durch diese Gasse…
- Boer
- Durch diese Gasse.
- Kluge
- …die durch Wasser gelegt wurde.
- Boer
- Genau.
- Kluge
- Es wurde ein Wasservorhang mit sehr viel Rohren, glaube ich, ja gemacht.
- Boer
- Also im Prinzip eine Wasserfront aufgebaut. Diese Wasserfront verhinderte praktisch, dass die Wärmeenergie in diesem Bereich ein Betreten unmöglich machte und das natürlich auch mit sehr viel Aufwand wenn man bedenkt, wie viel Wasser erforderlich ist, um solche eine Wasserfront aufzubauen. Also ich denke mir…
- Kluge
- Wie viel braucht man da?
- Boer
- …ich denke mir, dass also so im Prinzip alle zwanzig Meter je ein Rohr, also ein Löschrohr eingesetzt werden musste, um diese Front aufzubauen. Von der Länge her kann ich mir also ganz gut vorstellen, dass also mindestens 15 bis 20 Rohre hier im Einsatz waren, um diese Gasse für die Evakuierung der Bürger dort freizuhalten.
- Kluge
- Also ein Tor in den Brand hinein sozusagen, ja.
- Boer
- Ja abgeriegelt, ein, praktisch ein Wasserriegel gelegt, wo dann die, die Bürger durchschlüpfen konnten.
- Kluge
- Jetzt war ein zweiter Angriff vom Lichten Graben aus, ja. Und es gibt doch heute dieses Sankt Florian Hotelgebäude, ja, das wieder errichtet ist. Sankt Florian […]
- Boer
- … der Schutzheilige der Feuerwehrleute.
- Kluge
- Verschon mein Haus, zünde andere an, ja. Das ist die Grenze des Brandes.
- Boer
- Ja, das ist in etwa so die Grenze des Brandes, Gott sei Dank.
- Kluge
- Wie haben Sie das gemacht?
- Boer
- Naja, viel … Es ist sicherlich auch teilweise durch die Bebauung selber in diesem Bereich dazu gekommen, dass hier es zu einem Abklingen des Brandes kam. Es stand also nicht mehr so sehr viel brennbares Material zur Verfügung. Die zweite Seite ist also, dass die Feuerwehr …
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- Brandamtsrat Boer
- Boer
- … aus der Richtung der jetzigen Altstadt Zeit hatte, auch hier den Angriff aufzubauen, weil sie also nicht so sehr extrem durch die Bomben in Mitleidenschaft gezogen wurde, also nur wenige Brände dort zu verzeichnen waren, die ganze Oberstadt ja völlig brannte, es war ja ein riesiger Brandherd und man also hier dann auch die Möglichkeit genutzt hat, etwas, von der taktischen Seite her auch zweckmäßig, die Brandbekämpfung aufzubauen.
- Kluge
- Also da konnte man einen Schwerpunkt machen.
- Boer
- Da hatte man den Schwerpunkt, ja.
- Kluge
- Und da konnte man mit Fahrzeugen hin. Und da waren nicht die Eckhäuser durch Sprengbomben vorher niedergelegt. Denn das ist ja das Prinzip des Luftangriffs, dass erst mal mit Sprengbomben die Zuf… […]
- Boer
- Dächer aufmachen …
- Kluge
- … Dächer aufmachen, Zufuhr für die Feuerwehr unmöglich machen. Ja, also die Ecken sperren, ja.
- Boer
- Ja, das ist richtig. Das …
- Kluge
- …und dann Brandbomben drauf.
- Boer
- … ist leider so. Und das menschliche Gehirn hat das ausgedacht und das funktioniert ja auch, wie also Dresden und Halberstadt gezeigt und natürlich auch andere Städte, dass man also die, die Flächen groß gemacht hat, indem man die Dächer aufgemacht hat und das brennbare Material praktisch freigelegt hat: Ausrüstung, die den Wohnungsinhalt überhaupt und dann haben sich Brandbomben also schlagartig mit der…
- Kluge
- …Intelligenz der Folterknechte im Mittelalter, so ein Hexen-Scheiterhaufen …
- Boer
- Richtig.
- Kluge
- … aufbauen. Ist eigentlich dieselbe Intelligenzform.
- Boer
- Richtig.
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- Vom Anzünden des Buderusöfchens Nr. 355 zum „Weltenbrand“ (1914 – 1918) /
Franz Kafka und Heiner Müller über Prometheus und das Feuer - -
- Text
- Anzünden des Buderusöfchens 355 im kalten Winter 1946 - -
- Text
- Vom Buderusöfchen Nr. 355 zum „Weltenbrand“ - -
- Text
- „Weltenbrand“ (1914 – 18)
- Text
- Feuerlöscher Sergej in seiner Jugend
- Abschnitt 5
- Heiner Müller über Kafka, Prometheus und das Feuer (00:35:39-4)
- Text
- In der Urzeit soll Prometheus den Menschen das Feuer gebracht haben / Für diesen Verrat haben ihn die Götter schwer bestraft - -
- Müller
- Prometheus. Von Prometheus berichten vier Sagen. Nach der ersten wurde er, weil er die Götter an die Menschen verraten hatte an den Kaukasus fest geschmiedet und die Götter schickten Adler, die von seiner immer wachsenden Leber fraßen. Nach der zweiten drückte sich Prometheus im Schmerz vor den zuhackenden Schnäbeln immer tiefer in den Felsen, bis er mit ihm eins wurde. Nach der dritten wurde in den Jahrtausenden sein Verrat vergessen. Die Götter vergaßen, die Adler, er selbst.
- Text
- Franz Kafka / Heiner Müller Über Prometheus - -
- Müller (ließt)
- Nach der vierten wurde man des grundlos gewordenen müde. Die Götter wurden müde. Die Adler wurden müde. Die Wunde schloss sich müde. Blieb das unerklärliche Felsgebirge.
- Müller
- Mir fällt sofort auf dabei, dass Kafka das Feuer nicht erwähnt. Und wenn ich mich erinnere an meinen Prometheus-Text, der, der in Zement steht, da kommt das Feuer auch nicht vor, nur als Blitz.
- Kluge
- Und warum?
- Müller
- Ich weiß es nicht. Aber wenn du mich nach Feuer fragst, fällt mir natürlich nur Blitz ein. Und ich erinnere mich, ich bin als Kind mal von der Badeanstalt im, im Dorf da in Sachsen nach Hause gelaufen. Es war ein Gewitterregen, furchtbares Gewitter, Blitze schlugen ein. Ein Bauernhaus brannte auch dann durch Blitzschlag. Also Feuer ohne Blitz ist mir noch nicht in den Sinn gekommen.
- Text
- Majakowski und die Feuerwehr: Wie löscht man „Herzensbrand“ ? / Aus der Gedichtssammlung „WOLKE IN HOSEN“, die Majakowski im Jahr 1914 veröffentlichte - -
- Text
- „Jedes Wort, sogar jedes Lachen / Zum Scherz - / Ist Erbrechen aus loderndem Rachen / Ist Schmerz : / So springen aus brennendem Freudenhaus / Die Huren nachts auf die Straße hinaus ! /“
- Text
- „Man schnüffelt: Was brennt? / Laßt Glitzervolk aufmarschieren / Mit Helmen / HERZENSBRAND ! / Die Feuerwehrmannschaft / Soll ja nicht in stampfigen Stiefeln / Ausschwärmen ! /“
- Text
- „Hinweg ! / Tonnen betränter Augen ! / Auf den Brustkorb gestützt / Steh ich sprungbereit - / Gleich spring ich, los, los ! / Doch krach ! Stürzt das Haus / AUS DEM HERZEN KANN MAN NICHT SPRINGEN“
- Text
- Wladimir Majakowski
- Abschnitt 6
- Über die Feuerwehr in Halle (00:39:55-3)
- Text
- Der „brennbare Feuerwehrmann“ in Halle - -
- Feuerwehrmann
- Guten Morgen!
- Alle Feuerwehrmänner
- Morgen!
- Stimme
- Sechs Uhr dreißig. Morgenappell bei der Feuerwehr in Halle. Immer wieder dasselbe, liebgewonnene Ritual.
- Stimme
- Früher ging es hier zackiger zu. Aber davon will keiner mehr etwas wissen. Wendezeit, auch bei der Feuerwehr.
- Bauer
- Vor der Wende war das auf jeden Fall militärischer.
- Text
- Peter Bauer Wachvorsteher
- Bauer
- Da wurden Meldungen, wie das auch von der Armee bekannt ist, durchgeführt durch die Wachabteilung. Freitags wurde angetreten, früh mit Grußerweisung, alles so wie das militärisch üblich war und das wurde nach der Wende entsprechend abgeschafft. Das machen wir nicht mehr. Wir begrüßen uns jetzt normal, wie alle anderen Arbeiter auch.
- Stimme
- Die alte Leitzentrale hat bald ausgedient. Demnächst wird hier die modernste Feuerwehrleitzentrale der Bundesrepublik in Betrieb genommen, natürlich computergesteuert. Über zwei Millionen Mark soll das Schmuckstück kosten. Ein Skandal meinen viele, denn für das Notwendigste fehlt das Geld. Die alten Uniformen zum Beispiel, man glaubt es kaum, sind brennbar.
- Interviewer
- Haben Sie denn da Angst, wenn Sie in den Einsatz gehen?
- Feuerwehrmann eins
- Wenn ich Angst hätte, wäre ich kein Feuerwehrmann.
- Feuerwehrmann zwei
- Nee, ist ja noch nichts passiert. Deswegen müssen wir die Unterwäsche tragen, noch extra lange Unterwäsche tragen und das macht aber kaum jemand. Das Risiko tragen wir aber selber.
- Stimme
- Der brennbare Feuerwehrmann. Über zweihundert Männer tragen hier jeden Tag dieses Risiko und niemand weiß wie lange noch.
- Stimme
- Gegen zehn Uhr, der erste Einsatz. Ein Verkehrsunfall wird gemeldet. Benzin ist ausgelaufen. Immer häufiger wird die Feuerwehr zu solchen Einsätzen gerufen. Was folgt ist eine lange Irrfahrt zum Unfallort. Koordinationsprobleme. Der Unfall nur eine Bagatelle. Die Feuerwehr kann helfen. Noch einmal Glück gehabt.
- Interviewer
- Wenn jetzt etwas richtig Ernstes passiert wäre, wären Sie aber zu spät gekommen.
- Feuerwehrmann
- Das hätte passieren können, aber damit müssen wir leben.
- Stimme
- Leben muss die Feuerwehr auch mit dem Verkehrschaos in den neuen Bundesländern. Viel zu viele Autos auf viel zu engen Straßen. Selbst für die Feuerwehr ist hier kein Durchkommen.
Und ab und an steht man sich auch selbst im Weg.
- Stimme
- Am Einsatzort. Wenigstens Polizei und Notarzt sind schon eingetroffen. Und dann wird es hektisch. Gasgeruch und Explosionsgefahr. Ein 55-jähriger Mann hat sich umgebracht. Die Motive bleiben unbekannt. Einer von vielen Selbstmördern im neuen Osten.
- Interviewer
- Sind Sie das gewöhnt jeden Tag Tote zu finden bei der Feuerwehr?
- Feuerwehrmann eins
- Sicher. Na klar.
- Feuerwehrmann zwei
- Na jeden Tag ist das nicht, aber öfter passiert das mal.
- Feuerwehrmann zwei
- Manchmal ist es Unfall und manchmal ist es durch die heutzutage, die komische Lage, dass … Ich will mal so sagen: Arbeitslosigkeit und so weiter, das brauche ich Ihnen nicht zu erzählen.
- Stimme
- Heute Mittag ist es ruhig. Kartenspielen im Aufenthaltsraum ist angesagt. Und draußen vor der Tür gibt es Spiel ohne Grenzen. Ein Relikt aus glorreichen sozialistischen Tagen: das Training der Löschkampfgruppe.
- Text
- Peter Nauendorf Oberlöschmeister
- Nauendorf
- Hier findet ein Löschangriff statt. Das ist eine Disziplin, die in der damaligen DDR großgeschrieben war bei den Feuerwehren.
- Stimme
- Ein Sport, aber auch Training für den Ernstfall. Zielschießen. Demonstrationen sollten so früher auf Befehl der Polizei gewaltsam aufgelöst werden, denn damals unterstand die Feuerwehr dem Innenministerium.
- Stimme
- Und dann, am späten Nachmittag, wird ein Feuer gemeldet. Es ist wie am Morgen, die Feuerwehr kommt wieder nicht durch, aber zum Glück gibt es in Halle noch eine zweite, kleinere Wache.
- Stimme
- Als wir endlich ankommen, ist das Feuer schon weitgehend unter Kontrolle
- Text
- Magazin: „FEUER UND WASSER“ / Aus der Arbeit der Feuerwehren / 1. Erschütternde Bilder von Großbränden /
- Stimme
- Wieder mal Glück gehabt.
Brennende Hochhäuser / Brandstiftung in Wäldern / Der Brand von Lissabon / 2. Die Feuerlöscher von Kiew / 3. Die Technik des Löschens / Was nutzt Wasser bei Brandangriffen auf Altstädte ? / 4. Vom Buderusöfchen Nr. 355 zum „Weltenbrand“ (1914 – 1918) / Prometheus - - / 5. „Herzensbrand“ / 6. Der „brennbare Feuerwehrmann“ in Halle - -