Müller und Kluge wenden sich hier einem Thema zu, das in vielen Gesprächen latent vorhanden ist: dem Verhältnis von Intellektuellen und Macht. Bei seinen vielen Texten über Friedrich den Großen ist es nicht überraschend, dass Müller das Gespräch mit der Hassliebe zwischen dem Preußenkönig des 18. Jahrhunderts und Voltaire eröffnet. Das Gespräch wendet sich dann dem 20. Jahrhundert zu und konzentriert sich größtenteils auf das Verhältnis von Inttellektuellen zu totalitären Regimes. Einer anfänglichen Skizze einer Begegnung zwischen dem russischen Schriftsteller Maxim Gorki und Wladimir I. Lenin in der nachrevolutionären Sowjetunion folgt das Beispiel Ernst Jüngers im Dritten Reich. Müller beschreibt dann die Bedeutung Jüngers für sein eigenes Denken als Schriftsteller vor und nach der Gründung der DDR. Der letzte Abschnitt des Interviews dreht sich um den Dramatiker Bertolt Brecht und seine Rolle als kritischer Intellektueller / Künstler in den frühen Tagen der DDR und führt dann zu einem fesselnden Austausch zwischen Müller und Kluge über die Möglichkeit des Theaters der "Beschleunigung der Zeit“ Widerstand zu leisten.
Alexander Kluge: Kulturgeschichte im Dialog ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cornell University, Universität Bremen und Princeton University.