Friedrich von Preußen
Transkript: Friedrich von Preußen
- Tafel
- Friedrich von Preußen /“Ein ermordeter Mozart–”
- Textband
- Ein Mann mit Unterscheidungsvermögen / U.a. Komponist des Flötenkonzerts Nr. 4 in D / Eine “Spielernatur” (Augstein) / Der einzige Intellektuelle unter den Königen in Deutschland / Philosoph, Aufklärer – / Was wäre daraus geworden, wenn sein Vater diese Saat nicht zertrampelt hätte? / Alle Taten des Großen Königs brachten für Deutschland Unglück –
- Tafel
- Friedrich von Preußen, Kronprinz Der Sohn, Der Vater Der Sarg Friedrichs im Jahre 1991 Der Sarg des Vaters Friedrichs Sarg Als Kronprinz wollte ihn der Vater töten-\-
- Der Vater
- Kennt er das? Warum lügt er mich an? Feigling, infamer\! Hat er nicht so viel Ehre im Leib, daß er auf seinen Lumpereien gerade steht? Da-\- da ist ein Spiegel. Sieh dich an\! Sieh dich an\! Das ist der Kronprinz von Preußen\! Ein Lügner, ein Spieler, ein Feigling\!
- Tafel
- Statt dessen wird sein bester Freund vor seinen Augen hingerichtet-\- Der Dramatiker Heiner Müller über Friedrich von Preußen / “Ein ermordeter Mozart”
- Kluge
- Friedrich der II. Was hast du empfunden, als diese Särge transportiert wurden? Gar nichts?
- Muller
- Gar nichts, glaube ich, nein.
- Kluge
- Nada? Gar nada?
- Muller
- Gar nichts, ja. Ja, ich finde es ganz normal und kein Grund zur Aufregung. Warum sollte er da nicht liegen?
- Kluge
- Wenn du den König mal kennzeichnest, Friedrich den II.
- Muller
- Ja. Na ja, er ist der einzige – seltsamerweise – der einzige deutsche Monarch oder die einzige Herrscherfigur, die dramatisch was hergibt, weil die Diskrepanzen sind am schärfsten. Erst mal der einzige Intellektuelle auf einem deutschen Thron wahrscheinlich. Dann ein Zyniker, natürlich. Und ein König, der seine Bevölkerung verachtet, was bis zur Sprache und Literatur ging, er konnte ja auch nicht Deutsch und verachtete eigentlich die deutsche Literatur. Und gerade der ist das Idol geworden, das Wahrzeichen des preußischen Patriotismus. Und das vereint so viele Widersprüche, und deswegen ist er interessant. Und dann ist es auch ein ermordeter Mozart.
- Kluge
- Und das ist also als dramatischer Rohstoff, also als eine Art Kolosseum, aus dem immer wieder …
- Muller
- Kann man immer wieder was machen, ja.
- Kluge
- Du hast ja einmal etwas in der Umgebung angesiedelt, richtig? Was war das?
- Muller
- Das war Gundling.
- Kluge
- Das Leben Gundlings. Gundling ist…?
- Muller
- Gundling war der erste Präsident der preußischen Akademie, gleichzeitig Hofnarr und der Erfinder der Zeitungsschau. Der mußte beim Tabakskollegium von dem Vater von Friedrich, der doch wahrscheinlich ein sehr unterschätzter Mann war, mußte er immer die Zeitungsschau machen, mußte referieren über …
- Kluge
- …was los ist.
- Muller
- Ja, was so in der Welt passiert. Und dann wurde gesoffen, und er war Alkoholiker, dann haben sie ihn unter den Tisch gesoffen, sich über ihn lustig gemacht, wurde auch begraben in einem Weinfaß, glaube ich.
- Kluge
- Ist dein Amt in der Akademie, ist das dieselbe Akademie?
- Muller
- Es ist ähnlich… Er versteht sich als dieselbe Akademie …
- Kluge
- Nein, aber ich meine da ist doch Kontinuität zwischen dieser preußischen Akademie und …
- Muller
- Jedenfalls versteht man sich so.
- Kluge
- …die die jetzt abgewickelt wird.
- Muller
- Aber dazu gehört natürlich auch, daß an dem Denkmal – ich weiß nicht, ob du das mal gesehen hast aus der Nähe, was jetzt wieder steht, Unter den Linden, da unter dem Schwanz des Pferdes stehen die Intellektuellen, die Künstler, an den besseren Plätzen die Generäle. Das gehört auch zur Tradition der Akademie.
- Tafel
- Siebenjähriger Krieg 1756 bis 1763 “Krieg als Fortsetzung der Musik mit anderen Mitteln “-\- Friedrich
- Textband
- “Alter Fritz” = “schauerlich” denn es ist wirklich im höchsten Grade schauerlich, wenn der Dämon populär wird und einen gemütlichen Namen erhält Thomas Mann
- Tafel
- Plan der Schlacht bei Leuthen “Wenn die Minister von Krieg reden, so ist es, als wenn ein Irokese von Musik spricht”-\- Friedrich Voltaire und König Friedrich Die Handschrift Der Anti-Machiavel
- Textband
- Eine Widerlegung der Schrift “Der Fürst” von Machiavelli durch den jungen Friedrich / Mit der These: “Niemals rechtfertigt der Zweck die Mittel–”
- Tafel
- In der Freimaurerloge Concerto Nr. 4 in D Bauzeichnung von der Hand des Königs Die Totenmaske “Sie sollen nach meinem Tod mit mir nicht mantschen\–”- \-“Einer soll eine Laterne vorantragen \–” Filmausschnitt [Friedrich II]:
- Friedrich II
- “In seiner Todesstunde” Vor Rühreich Fredersdorff, sollen sie nicht mantschen mit mir, nicht sezieren, nicht balsamieren, einfach liegen lassen und mit dem Mantel zudecken.
- Tafel
- “Wie ein Kulturminister der DDR das Reiterstandbild Friedrichs rettete–”
- Günter Gaus
- Erzählen Sie die Geschichte, wie Sie erheblich mitgewirkt haben an der Rettung des Denkmals von Friedrich dem Großen, wie er jetzt wieder unter den Linden reitet.
- Hans Bentzien
- Ja, ich könnte sagen, daß Friedrich Ebert-\- der Sohn des früheren Friedrich Ebert – der eigentlich noch an eine konstitutionelle Monarchie dachte-\- dieses Reiterstandbild nicht haben wollte. Nun darf man nicht vergessen, Alliierter Kontrollrat, Preußen war tabu. Wohin mit dem Ding? Er schenkte es seinem Amtskollegen in Potsdam.
- Tafel
- Hans Bentzien, ehem. Kulturminister der DDR
- Bentzien
- Der legte es dort hin. Dort lag es. Und ich muß sagen, zur Schande der Potsdamer und auch der Leute von Sanssouci, es kam keiner auf den Gedanken, damit was Vernünftiges zu machen. Nur ein Maurermeister. Und der hatte den Parteiauftrag, dafür zu sorgen, daß kein Unfug damit geschieht. Der war von “Stuck und Naturstein”, die machten diese Restauration und so weiter. Dort lag das.
- Tafel
- Ausschnitt aus einem Gespräch von Günter Gaus mit Hans Bentzien
- Gaus
- Und wie wurde es dann gerettet von Ihnen?
- Bentzien
- Na gut, in einer Nacht-und-Nebel-Aktion mit Hilfe eines Obersten der Volkspolizei, den ich kannte. Der schickte zwei weiße Mäuse, einen vor, einen hinter. Der Tieflader war von “Stuck und Naturstein”, den besorgte der Meister. Und der Ökonom des Ministeriums stellte einen Schrottschein aus, beim Fahren. Denn wir waren ja zuständig für Denkmäler. Und der Abteilungsleiter für Bildende Kunst, Dr. Barke, saß auf dem Tieflader, der fuhr einmal ums Karree. Wir legten das beiseite, fegten Laub rüber, und im nächsten Frühjahr – es muß ja im November gewesen sein, so im Winter – im nächsten Frühjahr stand das da. Und nun war es nicht mehr wegzunehmen. Und es stand im Potsdam.
- Tafel
- Die Äcker, auf denen die Schlachten stattfanden, liegen einsam und leer – Nach dem Sieg über Preußen besucht Napoleon das Grab Friedrichs in der Gruft der Garnisonskirche Potsdam – Propagandabilder – Tag von Potsdam im März 1933 Über dem Sarg Friedrichs, im März 1933: Der Tag von Potsdam .
- Hindenburg
- Der Ort, an dem wir uns heute versammelt haben, mahnt uns zum Rückblick auf das alte Preußen, das in-\-
- Tafel
- Friedr. Grabkammer 1933 / 2 versch. Blickr.
- Hindenburg
- “Gottesfurcht, durch pflichttreue Arbeit, nie verzagenden Mut und hingebende Vaterslandsliebe groß geworden ist,
- Tafel
- Katte wird zur Hinrichtung geführt-\-
- Hindenburg
- und auf dieser Grundlage die deutschen Stämme geeint …
- Hitler
- Adolf Hitler: Die Regierung der nationalen Erhebung ist entschlossen, ihre vor dem deutschen Volke übernommene Aufgabe zu erfüllen. Sie tritt daher heute hin vor den Deutschen Reichstag mit dem heißen Wunsch, in ihm eine Stütze zu finden