Bleib steh’n, Wanderer, und lies

Transkript: Bleib steh’n, Wanderer, und lies

Bleib stehn Wanderer und lies / Balladenmagazin

Text
Der Büchnerpreisträger Durs Grünbein schrieb ein Buch: Den Teuren Toten: 33 Epitaphe /

Grabinschriften (Epitaphe) sind seit der Antike ein starkes Ausdrucksmittel, das den Vorübergehenden an die Sterblichkeit erinnert /

“Wanderer, kommst du nach Sparta - - “

Text
BLEIB STEH’N, WANDERER, UND LIES / Balladenmagazin mit Texten von Durs Grünbein, H. M. Enzensberger und von unbekannten Autoren
Text
Durs Grünbein, geboren in Dresden
Text
War es ein Grabstein

auf dem Balkan,

eine Tafel vor

einem Mausoleoum

(Griechisch ? Römisch ? Byzantinisch ?)

Stand da, Relief in Bronze,

in Granit gehaun,

graviert in Marmor

tatsächlich dieser ominöse Spruch

“Bin gleich zurück”?

Text
Eine junge Mutter stürzt in den Tod
Text
Fünf Bergarbeiter stießen am 1. Mai,

zum Kampf- und Feiertag

der Proletarier aller Länder

fröhlich auf die Zukunft an –

mit ein paar Flaschen Methanol /

Für die fünf Männer, die im Delirium

laut nach Stalin riefen

blind, dann, halb bewußtlos,

nach dem Zaren,

schließlich grausam krepierend,

nach allen Heiligen und Gott,

kam kurz darauf

schon jeder Arzt zu spät /

Text
EPITAPTH = griech. Aufschrift auf Grabplatte
Alexander Kluge
33 Epitaphe… Was ist ein Epitaph?
Durs Grünbein
Ein Epitaph ist ein Nachruf… Muss gar nicht mal in Gedichtform gewesen sein, aber meist waren es dann kurze, epigrammatische…
Text
Durs Grünbein, Autor
Kluge
“Wanderer, kommst du nach Sparta, verkünde dort, du habest uns hier

liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl…”

Grünbein
Genau, das ist die kürzeste und prägnanteste Form des Epitaphs gewesen. Eine Anrede an die Nachlebenden, an die Vorübergehenden. Das ist eigentlich schon das Interessante: eigentlich ist das… der redende Grabstein. Der Grabstein ist natürlich [nicht] wie heutzutage tot… tote Materie… sondern da ist außen eine Stimme draufgeklebt, die manchmal sogar die Geschichte noch erzählt hat.
Text
Wie Chris (3 Jahre) seinen Bruder Bob (9 Jahre)

im Spiel erschoß,

vermerkt ein Polizeibericht aus Philadelphia /

Unterwegs auf allen vieren

durch die verlassne Wohnung

stieß der kleine Chris

unter der Couch

auf die Pistole seines Vaters -

und spielte, spielte mit der Waffe

Großes Ich /

Zehn Würmchenfinger um den schweren, kalten Griff

war er dabei das Zimmer neu zu buchstabieren /

Da trat sein Bruder herein

“Hands up!”

rief Chris, und über beide Pfirsichbäckchen grinsend,

drückte er ab in das verstörte, staunende Gesicht.

“Ich war zu müde” gab der Vater an. /

Beim Reinigen der Waffe tags zuvor

sei er vorm Video eingenickt

Gerade als Amerika von UFO´s…..

Text
Von einer Maus getötet

kam im fernen Reykjavik

ein alter Seemann um,

der in den Hafenkneipen von Istanbul bis Caracas,

von Rio bis Shanghai

für seine Unerschrockenheit berühmt war /

Wie viel Krisen hatte er nicht schon verschlafen,

Neun Leben wie die Katze hatte er gehabt,

dann kam an einem Morgen nach durchzechter Nacht

sein Schicksal mit den Augen

einer fetten weißen grinsenden Maus

die vor ihm auf und niedersprang /

Delirium tremens hieß das

schaurige Gezisch /

Text
Daß sich beim Weißen Hai

der Oberrand des Mauls

weit übers Zahnfleisch schiebt,

war lange der Inbegriff des Hässlich und Aggressiven /

Wie wenig Grund zur Angst für Schwimmer oder Surfer,

selbst für den Tiefsaeetaucher gegeben sei,

betonten Meeresforscher immer wieder /

Das alles nützte einem Herrn

aus Finnland, unterwegs durch die Karibik, wenig /

Sein Ehrgeiz, weit hinauszuschwimmen zum Korallenriff,

allein bei ruhiger See,

war so unstillbar, daß ihn nichts zurückhielt /

Zuletzt nurmehr ein Punkt,

um den sich still ein Wirbel bildete,

aus den Rückenflossen ein Zug aus Kurven und Hyperbeln

geometrisch elegant /

Text
Ein Mann in Belgien

ist von seinem treuen Hund

erschossen worden auf der Fahrt zur Jagd /

Es war der letzte Sommer

für den Mann /

verschreckt vom holprigen Gelände

sprang der Hund vom Sitz

und löste einen Schuß aus,

der sein Herrchen tötete /

Ach, beide Belgier könnten heute noch

unterwegs sein, das ideale Paar,

wenn nicht ein Schlagloch die Freundschaft dumpf

zerrissen hätte / Schade /

Text
Dieser da starb nicht

im Staub der Arena wie seinesgleichen /

Seine Kampfkraft verlor er

an einen Parther,

der ihm nach zähem Streit

mit der Klinge die Hirnschale aufbrach,

die schützende Hülle /

Galenos aus Pergamon war es,

der ihn lebendigen Leibes operierte,

die Knochenstücke entfernend, das helle Gehirn

in den pechschwarzen Schädel

zurecht ihm drückend mit Vorsicht /

Doch hielten ihn schon seine fremden Götter umfangen

mit Schlaf /

An der schweren Verletzung erlag er,

vergeblich von jenem größten Heilarzt

seit Hippokrates behandelt /

Text
An einer unbekannten Krankheit,

durch Verhexung

starb in den Dschungeln Neu-Guineas

der Gelehrte G; ein Ethnologe alter Schule /

Immer selbst vor Ort, verbrachte er die besten Jahre

unter Eingeborenen am Golf von Papua

Sein Lebenswerk war eine Studie

zur Funktion von Sprache und Magie /

“Er wußte, daß er todgeweiht war…” sagten Freunde,

die seinen Mut bewunderten /

Bei einer Stammesfehde vergeblich als Vermittler

zwischen den Rivalen,

geriet er bald in einen Hinterhalt /

Als weiße Geisel, in einem Erdloch eingesperrt,

bespuckt von Kindern, schrieb er

die bösen Flüche mit, die man ihm zuschrie

im Ritual des Schadenzaubers, sieben Stunden lang /

Sein letztes Wort war “Langgasutap… langgasutap…”

Kluge
Es gibt ja die Form des Trauermarsches, also “marcha funèbre”, und sie machen ja “carmina funèbre”; also sie lösen auf eine zivile Weise, zunächst einmal, die offiziöse Totenfeier auf, die ja nur für große Toten von Stresemann ab undsoweiter geht, und nehmen jetzt die zivilen Toten: “Ein loser Gullydeckel war die heiße Spur…” Wenn Sie nochmal… eine solche…
Text
“Ein loser Gullydeckel war die heiße Spur…”
Grünbein
Ja.

Ein loser Gullydeckel war die heiße Spur

zu einem Mädchen (16)

das seit Tagen der Fahndung als vermißt galt

Ihr Gesicht vom Sturz kopfunter

ins Kanalloch aufgeplatzt

Glich keinem auf den Fotos

Wer die Tote war

Zeigte ein Armband

Mit dem Großbuchstaben “C”

Wen hatten diese Augen wohl zuletzt gesehen?

Glückwünsch der Polizei

Das Lösungswort heißt diesmal sanft /

Text
zu einem Mädchen (16)

das seit Tagen der Fahndung als vermißt galt /

Ihr Gesicht vom Sturz kopfunter

ins Kanalloch aufgeplatzt

Kluge
Was heißt das?
Grünbein
Die Schlusszeile?
Kluge
Ja…
Text
“Wen hatten diese Augen wohl zuletzt gesehen?”

Glückwünsch der Polizei /

Das Lösungswort heißt diesmal sanft /

Grünbein
Merkwürdige Auflösung des Ganzen, nicht, also “sanft” als Schlusswort über dieses Schicksal. Vielleicht war sie zu sanft gewesen… Vielleicht ist das Sanfte der Auslöser gewesen für die… für die Tötung.
Kluge
Das Wort “sanft” kommt oft bei Ihnen vor. Ich hab es mindestens siebenmal gefunden.
Grünbein
Mhm.
Kluge
Jetzt haben Sie hier: “Nach schwerer Krankheit/einem arbeitsreichen Leben/starb unser Vater…” Können Sie das mal vorlesen.
Grünbein
Ja.
Kluge
Ganz andre Welt…
Grünbein
Nach schwerer Krankheit

einem arbeitsreichen Leben

starb unser Vater,

Kämpfer für den Fortschritt,

Zeitzeuge, Bestarbeiter, Mittelstürmer,

verdienter Eisenbahner auf drei Dampfloktypen

leuchtendes Vorbild in den Tunneln der Geschichte

aus denen aufzutauchen wenigen bestimmt war.

Um ihren Meister trauert die Brigade “11. Mai”

um den Genossen die Partei

um einen treuen Gatten die Kampfgefährtin,

die ihm lebenslang zur Seite stand.

In fester Zuversicht, die Enkel.

Kluge
Ironisch ist das ja nicht…
Grünbein
Nein, überhaupt nicht. Das ist wahrscheinlich sogar das persönlichste Gedicht in dem ganzen Band, also weil da am unmittelbarsten mit dieser bürokratischen Sprache des Ostens, des DDR-Deutsch der Funktionäre, der Nomenklatura der Zeitung, gearbeitet wird.
Text
Ein Toter saß

an dreizehn Wochen

aufrecht vorm Fernseher, der lief,

den Blick gebrochen /

Im Fernsehn gab ein Fernsehkoch

den guten Rat zum Kochen /

Verwesung und Gestank im Zimmer,

hinter Gardinen blaues Flimmern,

später die blanken Knochen /

Nichts

sagten Nachbarn, die ihn scheu beäugten,

denn Sie alle dachten längst dasselbe

“Ich hab’s gerochen/”

Ein Toter saß an dreizehn Wochen…

Es war ein fraglos schönes Ende /

Jahrhundertwende /

Grünbein
Kurz vor Beginn der Regenzeit

hat in der Nähe von Dakar

verzweifelt ein europamüder

Europäer, Ingenieur,

zuerst sein Auto, dann sich selbst

in Brand gesteckt

Am Rande einer Ausfallstraße

einer staubverwehten Piste,

gesäumt von Wracks und, kilometerlang,

von Flachbaracken, das einzig feuchte weit und breit

die Hundeschnauzen, wurde ein Motorschaden

ihm zum Menetekel

In Minuten verwandelte der Fachmann

sich in einen Geisterseher

der durch den Schrott defekter Technik

Afrikas Dämonen sah

Und kein Ersatzteil half ihm

in die freie Zeit zurück

Text
Am Rande einer Ausfallstraße

einer staubverwehten Piste,

gesäumt von Wracks und, kilometerlang,

von Flachbaracken, das einzig feuchte weit und breit

die Hundeschnauzen, wurde ein Motorschaden

ihm zum Menetekel /

In Minuten verwandelte der Fachmann

sich in einen Geisterseher

der durch den Schrott defekter Technik

Afrikas Dämonen sah /

Und kein Ersatzteil half ihm

in die freie Zeit zurück /

Kluge
Wie ist er gestorben? Der hat “zuerst sein Auto, dann sich selbst in Brand gesteckt” – durch einen Unfall?
Grünbein
Nein, das Auto fuhr nicht mehr, also… Ich muss dazusagen, das ist auch so ein Souvenir. Das sind typische Gedichte, die auf Reisen entstehen, als Mitbringsel. Ich war mal im Senegal, das war ganz zufällig sozusagen – drei Tage vorher erst gefragt worden “Wollen Sie kurz mal nach Afrika kommen?” Und dann war ich da eine Woche und es war alles ziemlich fürchterlich.
Kluge
Wer fragt Sie sowas?
Grünbein
Ach das war – ich war eingeladen zu einem Poetry-Festival in Rotterdam, und dann hatten die Holländer so im Anschluss daran, auf Einladung des südafrikanischen Autors Breyten Breytenbach, eine Einladung für einige der Teilnehmer ausgesprochen. Ich bin dann gleich anschließend von Holland aus da runtergeflogen, unvorbereitet, von Afrika nichts wissend, und da waren so Bilder; also da waren so immer am Straßenrand…
Text
In heiteren Tagen mit seiner Sekretärin Frau Schroeder
Text
Da sitzen die Menschen im luftigen Haus

sich labend an Weinen und Bieren

und essen und saufen

in Saus und Braus

hinaus dann auf allen vieren /

Da kraxeln sie hohe Berge hinauf

sie traben mit stolzem Gesichte

und kugeln hinunter in purzelndem Lauf

und finden kein gleiches Gewichte

Und kommen sie traurig zu Hause an

und sind dann vergessen die Stunden

dann kommt sein Weib

O ärmlicher Mann

und heilt ihm mit Prügeln

die Wunden /

von Adolf Hitler, Steyr, 30. April 1905

Text
  1. Juli 1944

Im Augenblick der Explosion

Text
Er war blind /

Ein halbes Jahr fuhr er den Lastwagen /

Nur geleitet von seinem Kind –

Text
H.M. Enzensberger, Träger des Pour le Mérite
Text
Die Scheiße

Immerzu höre ich von ihr reden

als wär sie an allem schuld /

Seht nur, wie sanft und bescheiden

sie unter uns Platz nimmt!/

Warum besudeln wir denn

ihren guten Namen

und leihen ihn

dem Präsidenten der USA,

den Bullen, dem Krieg

und dem Kapitalismus?/

Wie vergänglich sie ist,

und was wir nach ihr nennen

wie dauerhaft!

Sie, die Nachgiebige,

führen wir auf der Zunge

und meinen die Ausbeuter/

Sie, die wir ausgedrückt haben,

soll nun auch noch ausdrücken

unsere Wut?/

Hat sie uns nicht erleichtert?

Von weicher Beschaffenheit

und eigentümlich gewaltlos

ist sie von allen Werken des Menschen

vermutlich das friedlichste /

Was hat sie uns nur getan?/

Text
Mit Texten aus den 33 GESÄNGEN von Hans Magnus Enzensberger /
Text
DER UNTERGANG DER TITANIC / Ein Jahrhundertepos
Text
“Eine Metapher verlangsamt das Ereignis, damit Menschen es verstehen”/

“Es gibt nichts zu verstehen!”

Text
Captain Smith
Text
Zweiter Gesang

Der Aufprall war federleicht/

Der erste Funkspruch
00.15Uhr.Mayday.

An alle. Position 41°46’ Nord 50°14’ West/

Fabelhaft, dieser Marconi !/

Text
G. Marconi, Erfinder der Radiotelegraphie
Text
Keine Sirenen, keine Alarmglocken

nur ein diskretes Klopfen an der Kabinentür

ein Hüsteln im Rauchsalon/

Während unten das Wasser steigt,

bindet der Steward einem ächzenden alten Herren,

Werkzeug-Maschinen und Metallurgie,

auf dem D-Deck die Schnürsenkel zu/

wigl wagl wak,

spielt die Band in schneeweißer Uniform,

my monkey
ein Potpourri

aus der “Dollarprinzessin” /

Das Zwischendeck versteht

kein Englisch, kein Deutsch,

nur eines braucht ihm kein Mensch zu erklären

daß die Erste Klasse zuerst drankommt,

daß es nie genug Milch

und nie genug Schuhe

und nie genug

Rettungsboote für alle gibt /

Text
Lord Ismay, Eigentümer der Titanic
Text
Fünfter Gesang

raubt, was man euch geraubt hat,

nehmt endlich, was euch gehört,

rief er, frierend, die Jacke war ihm zu klein,

sein Haar züngelte unter den Kränen,

er rief
Ich bin einer von euch,

worauf wartet ihr noch?/

Jetzt ist es Zeit,

reißt die Barrieren ein,

schmeißt das Geschmeiß ins Wasser

mitsamt seinen Koffern, Hunden, Lakaien,

die Frauen auch

und sogar die Kinder,

mit Gewalt, mit Messern und bloßen Händen!/

Und er zeigte ihnen das Messer,

und er zeigte ihnen die bloße Hand/

Aber die Leute vom Zwischendeck,

Auswanderer waren es,

nahmen ruhig ihre Mützen ab

und hörten ihm zu/

Wann wollt ihr endlich Rache nehmen,

wenn ihr euch jetzt nicht rührt?/

[…] Es war nicht so leicht zu erklären/

Sie verstanden wohl, was er sagte,

aber sie verstanden ihn nicht /

Seine Worte waren nicht

ihre Worte/

Sie waren von anderen Ängsten zerfressen

als er, und von andern Hoffnungen

Sie standen geduldig da

mit ihren Felleisen, ihren Rosenkränzen,

ihren rachitischen Kindern an den Barrieren,

sie machten Platz,

sie hörten ihm zu, respektvoll,

und warteten, bis sie versunken waren/

Text
Isidor Straus und Frau, Milliardäre
Text
Dreiunddreissigster Gesang

Ich mache, bis auf die Haut naß,

Personen mit nassen Koffern aus/

Auf schiefer Ebene sehe ich sie stehen

gegen den Wind gelehnt

im schrägen Regen

undeutlich, am Rande des Abgrunds/

Nein, es ist nicht das Zweite Gesicht/

Das Wetter ist schuld,

daß sie so bleich sind/

Ich warne sie,

ich rufe z.B. Die Bahn ist schief

meine Damen und Herren

Sie stehen am Rande des Abgrunds/

Jene freilich lachen nur matt

und rufen tapfer zurück

Danke gleichfalls/

Ich frage mich

sind es wirklich nur ein paar Dutzend Personen

oder hanget da drüben

das ganze Menschen-geschlecht,

wie auf einem x-beliebigen Musikdampfer,

der schrottreif und nur noch

einer Sache geweiht ist,

dem Untergange?/

Ich weiß es nicht/

Ich triefe und horche/

Text
Kapellmeister Wallace Hartley mit seiner Ragtime-Band
Text
Der Vorteil von Schiffs-katastrophen bestand darin,

daß voraussichtlich beim Vorwärtsstürmen vor dem Wind,

dem Dampfer oder dem Segler kein Hindernis entgegenstand

und mit Sicherheit der Sturm sich nach einiger Zeit

(für menschliche Verhältnisse zu spät, aber vom Planeten her gesehen, gewiß)

legt /

Das Bild eines Börsencrashs, sagt Dr. Söhnlein,

entspricht dagegen eher dem Vorgang, daß ein modernes Kriegsschiff,

dessen Bug durch einen Raketenschuß getroffen wurde

mit der gewaltigen PS-Dynamik, die ihm eingebaut ist,

in die Oberfläche des Ozeans eintaucht

und dem Erdmittelpunkt entgegenfährt

In einer gewissen Wassertiefe

wird der Kreuzer zerplatzen, Einzelstücke verlieren Geschwindigkeit

und beginnen mit weniger als 1g zum Meeresboden abzusinken /

Die Geschütztürme fallen aus ihren Kavernen, weil das sinkende Schiff sich auf den Kopf

stellt

Es ist ein ruhiges Bild,

eine Illustration des Satzes
“Keine Nervosität zeigen”/
Text
BLEIB STEH’N, WANDERER, UND LIES / Balladenmagazin
Text
Mit Texten von Durs Grünbein (Den teuren Toten, 33Epitaphe), H.M. Enzensberger (Scheiße, der Untergang der Titanic, 33 Gesänge) u.v.a.
Text
Richmond, die Hauptstadt des Südens, nach dem Bürgerkrieg